Seefahrt

Mein erstes Schiff, auf dem ich als Funkoffizier fuhr, war "MS Herta Engeline Fritzen", DCWE. Ich stieg am 4. Mai 1960 ein und wir fuhren von Bremen zum St. Lawrenz Sea Way. Mit Häfen wie Montreal, Toronto und Chicago.
Wir machten interessante Reisen zu Nord- und Ostseehäfen und fuhren rund ums Nordkap nach Murmans in der Sowjet Union.
Die Herta Engeline Fritzen war in den 50ern gebaut, und hatte noch die konventionellen Mittschiffsaufbauten. Besonders die Funk-ausrüstung war alles andere als modern, aber ansonsten war sie ein angenehmes gemütliches Schiff.
Die meist noch jungen Schiffsoffiziere nahmen mich Neuling liebevol auf und wir hatten in der Folgezeit viel Spaß zusammen. Hier lernte ich - nach den spießigen Landjahren in Niedersachsen - eine ganz neue Lebensart kennen.
Schließlich kamen wir in so etwas wie einen Liniendienst: Wir fuhren Eisenerz von Schweden und Norwegen nach Holland und Belgien.

Auch andere ehemalige Seefunker erinnern sich auf ihren Webseiten:
www.ddg-hansa.de
www.seefunker.de
www.pust-norden.de/fritz-arch.htm

Dreimal "Picasso-Schiff". Dreimal? Na, von dem dritten aus habe ich das Foto gemacht.
Die "Rotenfels" auf Gegenkurs - ein klassischer Hansadampfer.
Wiedermal eine Fahrt durch den Suez-Kanal

Als mir die Erzfahrerei zu langweilig wurde - die Hafenliegezeiten waren extrem kurz - wechselte ich zur Hansa-Reederei in Bremen, auf "MS Liebenfels", DLAW. Diese Schiffe, wurden wegen ihres asymetrischen Aussehens "Picasso-Schiffe" genannt. Die Brücke war am äußersten vorderen Ende angeordnet. So hatte man Platz hatte für besonders sperrige Decksladungen. Diese großen und auch schweren Teile wurden mit den V-förmigen Ladekränen an Deck gehieft. Die Liebenfels war ein sogenanntes Schwergutschiff.
Für uns Bewohner auf den vorderen Brückenaufbauten gab es Vor- und Nachteile. Es war hier so schön ruhig wie auf einem Segelschiff, der Krach und das Vibrieren der achtelichen Maschine waren kaum zu spüren. Von Nachteil war, das man bei Seegang von vorne ganz gewaltig Fahrstuhl fuhr. Der Drehpunkt des Schiffs lag irgendwo weit hinten. Ein Effekt dabei: Beim Abwärtsgleiten blieb der Wagen der Schreibmaschine manchmal förmlich in der Luft hängen.
Auf der Liebenfels machte ich großartige Reisen durch den Persischen Golf, nach Indien, Sri Lanka und zu Häfen an der Ost- und Südküste der USA.

Was bei der Deutschen Handelsmarine nach dem Krieg eigentlich nie vorkam, war die Bestattung eines Besatzungsmitglieds auf See. Ein Matrose war bei Aufräumarbeiten in die Schiffsluke gestürzt und tödlich verletzt worden. Die Fotos von der kurzen Trauerfeier an Deck habe ich für die Eltern des jungen Mannes gemacht.

Von meiner Seefahrtszeit als Funkoffizer in den 1960ern gibt es noch einige Fotos und Dokumente. Hier ein Rückblick auf eine interessante Zeit in meinem Leben.

Ein Seeman würde ohne großen Respekt vor den Naturgewalten sagen: "Mittelschwere See im Nordatlantik!"
Herta Engeline Fritzen, DCWE: Der Funker in seinem Reich. Der Funkverkehr wurde fast nur mit der Morsetaste abgewickelt.
Die Liebenfels in Rangoon, Burma. Mit eignem Ladegeschirr werden meterdicke Baumstämme geladen. Das Foto entstand nach einem Tropengewitter, als wir es wieder wagten, mit dem Holzboot in die Stadt überzusetzen und uns die grossarteige Shwetagon-Pagode anzusehen.
Die "Herta" in Ijmuiden, Holland. Hier wurde das skandinwische Erz direkt in die Hochöfen geschaufelt.

"MS Herta Engeline Fritzen"
Fritzen-Reederei, Emden

"MS Liebenfels"
Hansa-Reederei, Bremen

Zum Abschluss meiner vierjährigen Seefahrtzeit habe ich ein paar Reisen auf kleineren Mittelmeeschiffen gemacht. Sehr angenehm war die Zeit auf "MS Alioth", DLCL. Mit diesem Schiffstyp konnte man auch die kleinsten Häfen rund ums Mittelmeer anlaufen.
Die Stimmung an Bord war sehr familiär. Da die Rundreisen nur etwa sechs Wochen dauerten, waren die Besatzungsmitglieder öfter und länger mit ihren Familien zusammen, was sich positiv auf das Verhalten an Bord auswirkte.

Die "Alioth" liegt hier im Hafen von Thessaloniki in Griechenland.
Was war das damals für ein angenehmes Leben: Blaues Meer, Sonnenschein und genügend lange Liegezeiten, so dass man auch die Sehenswürdigkeiten an Land geniessen konnte. Und zu alledem bekam man als Seemann noch Geld dazu!
Standard in der deut-schen Funkerei: Die Junkers-Morsetaste.
"MS Alioth"
Argo Reederei, Bremen

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Nicht nur SOS

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